Kambodscha verfolgt eine innovative und allem Anschein nach erfolgreiche Strategie. Das Land hat derzeit noch die niedrigste Toilettendichte in Südostasien und will bis 2025 allen Bewohnern den Zugang zu einer hygienischen Anlage ermöglichen. Dabei setzt man geschickt auf eine psychologische Taktik.
Appelle wirken wenig
Denn das Problem in Kambodscha ist nicht in erster Linie ein finanzielles. Auch wer das Geld für eine Toilette hat, gibt es lieber für andere Dinge aus: 94 Prozent haben ein Smartphone, jeder fünfte ein Motorrad oder Auto. Dass es gesundheitsgefährdend ist, seine Notdurft im Freien zu verrichten, wissen die allermeisten. Doch Gesundheitsappelle sind hier ebenso wenig wirksam wie Schockfotos auf Zigarettenschachteln. Das Regierungsprogramm versucht jetzt, mit Mitteln der Werbung die Toilette zu einem begehrten Statussymbol zu machen. Farbe und Aussehen spielen eine große Rolle – und das Prestige. Hat einer im Dorf eine Toilette, wollen andere nachziehen. Kommt die Verwandtschaft zur Hochzeit, möchte man die Schwiegermutter nicht im festlichen Kleid aufs freie Feld schicken.
Welttoilettentag am 19. November
Nicht überall ist die Situation wie in Kambodscha. Oft ist das Problem kein psychologisches, sondern ein materielles. Zu den 2015 veröffentlichten UN-Zielen nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) gehört auch der Zugang zu hygienischen Toiletten für alle Menschen bis 2030. Mit dem Welttoilettentag am 19. November soll das Problem weiter ins Bewusstsein gerückt werden, außerdem gibt es zahlreiche Aktionen der UN zusammen mit Regierungen und Nicht-Regierungs-Organiationen.
Das Beispiel Kambodscha recherchiert und ausführlich beschrieben hat die WELT in ihrem Multimedia-Special „ÜberWasser“ – übrigens immer eine gute Adresse für Wasser-Journalismus auf Spitzenniveau. Den Artikel dazu gibt es hier.