2015, als die Forscher des Imperial College London ihre Zahlen veröffentlichten, bewegte ein durchschnittlicher Smartphone-Nutzer in Westeuropa knapp zwei Gigabyte pro Monat durchs Netz. Heute wird das Volumen für die USA auf rund 3,7 GB geschätzt. Leicht zu berechnen, welcher Wasserverbrauch dahinter steckt. Er entsteht, so die britischen Wissenschaftler, vor allem aus zwei Gründen: Entweder direkt zur Kühlung der riesigen Serverfarmen oder bei der Stromerzeugung. Erst kürzlich ermittelte der World Energy Council, dass 98 Prozent der Stromversorgung von der Verfügbarkeit von Wasser abhängig sind.
Verbraucher können wählen
Hat sich seitdem der ökologische Fußabdruck des www verkleinert? Unrealistisch dürfte es sein, Verhaltensänderungen in relevantem Ausmaß beim Verbraucher zu erwarten. Kaum jemand wird auf ein Videostreaming, einen Download oder seinen Mailabruf verzichten, um Wasser zu sparen. Veränderungen auf Seiten der Anbieter sind da schon wahrscheinlicher. Denn: Der Nutzer mag zwar nicht mit weniger Datenvolumen auskommen, aber er dürfte durchaus bereit sein, zu einem umweltfreundlichen, Energie und Wasser sparenden Anbieter von Cloud-Speicher, Videostreams oder Mailaccounts zu wechseln. BBC News fragte nach bei den seinerseits beteiligten Wissenschaftlern des Zentrums für Umweltpolitik am Imperial College.
Unter Wasser und in der Arktis
Das Ergebnis: Viele große Anbieter haben tatsächlich an ihrem Wasser-Fußabdruck und insgesamt an ihrer Umweltreputation gearbeitet – wohl wissend, dass alles andere hoch riskant wäre in einem in dieser Hinsicht sensiblen Markt. So testete Microsoft bis Anfang 2016 ein Unterwasser-Datencenter, das durch das umgebende Wasser leichter zu kühlen sein soll. Facebook eröffnete 2013 eine Serverfarm im nordschwedischen Lulea – natürlich mit einer eigenen Facebook-Seite. Umgebungstemperaturen von bis zu -30 Grad Celsius erleichtern die Kühlung des vollständig mit Wasserkraft versorgten Centers, das 150 Arbeitsplätze bietet. Die Abwärme der Server heizt das Gebäude. Green Mountain, ein norwegischer Anbieter von Datencentern, nutzt ein ehemaliges NATO-Munitionsdepot im Inneren eines Bergs. Wasser aus einem nahen Fjord mit einer konstanten Temperatur von 8 Grad hält die Server kühl, so das Unternehmen. Nach möglichen Umweltfolgen des dann erwärmten Wassers fragten die BBC-Journalisten nicht.
Oder doch nur ein Liter?
Die Forscher des Imperial College, die für ihre Zahlen im vergangenen Jahr große Medienpräsenz ernteten, räumen übrigens inzwischen ein, dass in den 200 Litern pro Gigabyte große Unsicherheitsspielräume stecken – es könnte am Ende auch nur ein Liter sein. Doch wie auch immer: Sie haben ein wichtiges Thema in den Fokus gerückt.