Wenn sich die gängige Düngepraxis jetzt nicht ändert, könnte das Trinkwasser nach Berechnungen eines BDEW-Gutachtens in einigen Regionen um bis zu 62 Prozent teurer werden. „Die zunehmende Verschmutzung des Grundwassers erfordert eine immer kostenintensivere Trinkwasseraufbereitung“, so Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser.
135 Euro mehr pro Jahr
Wenn die bisherigen Maßnahmen der Wasserversorger nicht mehr ausreichen, wird laut Gutachten in belasteten Regionen der Einsatz einer Denitrifikationsanlage erforderlich. Die Berechnungen der Gutachter zeigen: Diese aufwendige Nitratentfernung könnte die Jahreswasserrechnung um bis zu 62 Prozent erhöhen. Bei den betrachteten Wasserversorgern würde die durchschnittliche Jahresrechnung eines Dreipersonenhaushalts (Sechsfamilienhaus) von aktuell 217 Euro auf 352 Euro steigen.
„Politik muss endlich eingreifen“
Es könne nicht sein, so der BDEW, dass die Verbraucher für die Sünden der industriellen Landwirtschaft geradestehen müssten. Seit den 1970er-Jahren werde in einigen Regionen systematisch überdüngt. In der Folge seien die Böden überlastet und könnten kaum noch Nitrat abbauen. „Die Politik muss endlich eingreifen und strenge Düngevorgaben mit wirksamen Überwachungs- und Kontrollmechanismen einführen“, so Martin Weyand. „Der bislang erzielte Kompromiss zur Düngeverordnung enthält noch zu viele Ausnahmen und Schlupflöcher, die einen wirksamen Gewässerschutz verhindern.“
Beispiel Dänemark
Der BDEW fordert unter anderem dass die in der Düngeverordnung vorgesehene Obergrenze von 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar Ackerfläche für alle stickstoffhaltigen Düngemittel gelten müsse, auch für Mineraldünger. Das Gutachten zeige am Beispiel von Dänemark, wie die konsequente Umsetzung der europäischen Nitrat-Richtlinie zu einer nachhaltigen Entlastung von Böden und Grundwasser führen kann: Unter anderem durch die Einführung umfassender Meldepflichten und Kontrollen für die Düngung konnten die Stickstoffüberschüsse von landwirtschaftlich genutzten Flächen um 43 Prozent reduziert werden. Bei Phosphor wurde ein Rückgang um 80 Prozent erreicht. Umweltbundesamt will Analyse vorlegen Auch das Umweltbundesamt wird in Kürze eine umfassende Analyse vorlegen, die die Kosten der Nitratbelastung für ganz Deutschland analysiert und Aussagen darüber trifft, wie sich verschiedene Rahmenbedingungen auf die Kosten auswirken. Das BDEW-Gutachten zu den Kosten der Nitratbelastung kann hier heruntergeladen werden.