Abwässer und in der Folge auch Grundwässer sind immer häufiger durch Spurenstoffe verunreinigt. Um diese auszufiltern, rüsten viele kommunale Großkläranlagen eine vierte Reinigungsstufe nach. Sie entfernt durch Adsorption Spurenstoffe, die zum Beispiel aus Pflegeprodukten oder Zahnpasta ins Wasser gelangen. Auch Medikamentenrückstände, Antibiotika, Pflanzenrückstände oder abgespülte Fassadenanstriche – alles anthropogene Stoffe, die über biologische Verfahren nicht abgebaut werden können – werden so entfernt. Wie sehr das Thema brennt, zeigen Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA): Rund 150 unterschiedliche Arzneimittel-Wirkstoffe wurden vor allem in Gewässern nachgewiesen.
Methoden der vierten Reinigungsstufen für Klärwerke
Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, fordert die EU nun eine deutlich bessere Reinigung des Abwassers durch eine vierte Reinigungsstufe. In Deutschland könnte sie in Kläranlagen ab Größenklasse 5 (Einwohnerwert >100.000) den üblichen Stufen Vorreinigung, biologische Reinigung und Nachklärbecken nachgeschaltet werden. „Mögliche Reinigungsmethoden mit Eignung für die großtechnische Umsetzung sind nach heutigem Kenntnisstand insbesondere die Ozonierung sowie die Adsorption an Aktivkohle“, erklärt Manuel Wolter von Wilo in Hof. Welche Methode letztendlich eingesetzt wird, hängt von den enthaltenen Mikroverunreinigungen ab. Aktivkohle bietet den größeren verfahrenstechnischen Spielraum. Eine Ozonierung passt am besten zu den typischen Siedlungsabwässern.
Die Schweiz ist Vorreiter in Europa
Am weitesten mit der Einführung einer vierten Reinigungsstufe sind die Schweizer. Martin Schlageter, Leiter Water Management der Wilo Schweiz AG: „Die Schweiz leistet hier Pionierarbeit. Als erstes Land in Europa hat sie zum Jahresbeginn 2016 das Gewässerschutzgesetz verschärft, sodass jetzt mit der entsprechenden Um- und Nachrüstung von rund 100 Großkläranlagen begonnen werden muss.“ Das kostet allerdings neben Geld auch Zeit: „Rund zwanzig Jahre sind für die Ausstattung der Kläranlagen vorgesehen“, so Martin Schlageter.
Tauchmotor-Rührwerke von Wilo im Einsatz
In Deutschland laufen verschiedene Pilotprojekte, unter anderem in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, wo Wilo eine solche Kläranlagenerweiterung mit der entsprechenden Rührwerkstechnik ausstattet. Bei der Adsorption an Aktivkohle werden in sogenannten Kontaktbecken dem bereits biologisch gereinigten Abwasser Pulveraktivkohle beigemengt. Dabei kommt zum Beispiel die Wilo-EMU TRE 312 zum Einsatz. „Das hocheffiziente und langlebige Tauchmotor-Rührwerk TRE 312 sorgt für die notwendige Beckenströmung, sodass die ins Abwasser gegebene Pulveraktivkohle in Bewegung bleibt und sich nicht am Boden absetzt“, erklärt Manuel Wolter von Wilo. Mehr über das Tauchmotor-Rührwerk Wilo-EMU TRE 312