Mit einem präsidialen Diskussionsforum begann der wat-Kongress 2016 in Essen. Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetrieb und für Wasser zuständiger Vizepräsident des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wiederholte die Forderung seines Verbands zum Thema Nitratbelastung: Er forderte die Politik auf, endlich rechtliche Schritte einzuleiten, die der Überdüngung der Böden und damit der Gefährdung des Grundwassers Einhalt gebieten. Der BDEW habe jahrelang erfolglos versucht, durch Kooperation mit der Landwirtschaft weiterzukommen, so Simon auf dem Podium. Jetzt müsse der nötige Druck von Regierungsseite weiterhelfen. „Wir sind froh über die Klage.“
„Überdüngung ist kein Kavaliersdelikt“
Jörg Simon weiter: „Es nutzen keine plakativen Sätze in der Verordnung oder im Gesetz, wenn die Regelungen durch die jeweiligen Anlagen zu Gesetz und Verordnung wieder abgeschwächt oder sogar neutralisiert werden.“ Es klinge zwar gut, wenn in der Verordnung eine Obergrenze von 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr vorgesehen sei. Wenn es aber durch zusätzliche Regelungen in der Anlage zur Verordnung vor Ausnahmen von dieser geplanten Regelung nur so wimmele, sei auch die schönste Obergrenze keine Obergrenze. „Überdüngung ist kein Kavaliersdelikt“, betonte Simon. Dreh- und Angelpunkt sei dabei die Einhaltung des Grenzwertes von 50 mg pro Liter im Grundwasser. Werde er nicht erreicht, dürfe es keine Karenz geben, dann könne nur noch ein Düngestopp folgen.
Gemeinsame Grundwasserdatenbank Nitrat
Der DVGW wies auf seine gemeinsam mit BDEW und VKU im Sommer gestartete „Grundwasserdatenbank Nitrat“ hin. Diese ermögliche einen bundesweiten Überblick über die Belastungssituation der Trinkwasserressourcen mit Nitrat. „Mit der Datenbank gehen wir neue Wege, um die Nitratflut zu stoppen. Die Datenbank wird das Engagement der Branche unterstützen, endlich zu Lösungen im Düngerecht zu kommen, die das Grundwasser dauerhaft schützen sollen“, so Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW. Die ersten Ergebnisse sollen am Tag des Wassers am 22. März 2017 vorgestellt werden. Mit den bisherigen Schutzprogrammen sei es nicht gelungen, die unvermindert hohe Nitratbelastung durch zu viel Dünger im Grundwasser zu reduzieren. Die intensive Landbewirtschaftung der vergangenen 60 Jahre mit hohem Einsatz an Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und intensiver Massentierhaltung habe zu massiven Umweltbelastungen geführt, die zunehmend die Trinkwasserressourcen bedrohten.
„Gas kann grün“
Beherrschendes Thema der gat, also auf der Gas-Seite des gemeinsamen Branchenleitkongresses, war der Klimaschutzplan der Bundesregierung mit seinem „Aufstiegspfad“ aus dem Gas in der Wärmeversorgung. Unter dem besorgt-beschwörenden Motto „Gas kann grün!“ appellieren zehn Verbände der deutschen Gaswirtschaft sowie der Heizungs- und Bauindustrie an die Politik, die Rolle des Gases bei der Dekarbonisierung anzuerkennen.